Impulsgespräch zu Klimaschutz mit kleinem Geldbeutel

Mit gestopften Socken und Bodenhaftung sitzt sie im Plenarsaal des Landtags: Frau Dr. Susanne Aschhoff im Gespräch mit Fachkräften über Klimaschutz mit kleinem Geldbeutel und persönlichen Entscheidungsspielräumen.

Was ist an dem Mythos dran, Klimaschutzpolitik adressiere vor allem die Mittel- und Oberschicht, während Geringverdienende einen vergleichsweise kleinen Entscheidungsspielraum für eine nachhaltige Lebensweise hätten? Dazu tauschten sich auf Einladung von Dr. Susanne Aschhoff (MdL) am Freitagabend, den 25. März, Fachkräfte im Mannheimer Norden bei einem Impulsgespräch aus. Gleich zu Beginn bemerkt Juliane Weber, Mitarbeiterin im Fairkauf, (Sozialdienst) dass Armut anstrengend sei. Alltagsprobleme rauben Betroffenen oft viel Kraft und Zeit, so dass wenig zusätzliche Energie für die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Themen bleibt. Christian Endres, Caritas-Sozialarbeiter vom Quartierbüro Schönau, stützte das Argument mit Blick auf steigende Lebensmittelpreise. „Menschen an der Armutsgrenze sind vor allem damit beschäftigt möglichst günstig einzukaufen, Aspekte wie „Tierwohl“ treten da zwangsläufig in den Hintergrund.“ 

Marianne Crevonkaufmännische Leiterin der Klimaschutzagentur Mannheim, berichtet von einem Anstieg der Anfragen zu Energieeinsparungen in Privathaushalten. Die Anfragen stammen nicht nur von Hausbesitzer:innen, auch Mieter:innen spürten den Handlungsbedarf. Sie vermutet als Auslöser die durch den Krieg in der Ukraine erhöhten Energiepreise.

Landtagsabgeordnete Dr. Susanne Aschhoff stellt fest, dass möglichst alle Menschen in den Wandel hin zu einer nachhaltigen Lebensweise gut eingebunden werden müssen. “ Die Politik muss alle im Blick haben und vor allem auch die unterstützen, die mit wenig Geld auskommen müssen. Es reicht nicht aus, wenn nur Wenige ihren Lebensstil und die damit verbundene Ökobilanz verbessern. Menschen aus allen sozialen Schichten müssen gemeinsam das Ruder beim Klimawandel rumreißen!“.

Zur Wahrheit zählt auch, dass Geringverdienende seltener fliegen oder lange Autoreisen machen. Auch das Shopping in Kleiderboutiqen fällt flach und führe automatisch zu einer besseren Ökobilanz, registriert Carmen Fontagnier, Bezirksbeiratssprecherin in der Neckarstadt.

Caroline Golly, Projektmanagerin der Klimaschutzagentur Mannheim, teilt den Anwesenden Eindrücke mit, die sie bei Workshops an Mannheimer Schulen gewonnen hat. Demnach seien Kinder und Jugendliche aus verschiedenen sozialen Schichten an Klimaschutz interessiert. Leider fehle es bei jungen wie älteren Menschen jedoch oft an Wissen. So können schon kleine Dinge, wie die Verwendung von Leitungswasser statt gekauftem Wasser aus Flaschen einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Ebenso kann die Fähigkeit des Reparierens einen wichtigen Betrag zum Sparen von Ressourcen leisten. Wird dies nicht im Elternhaus vermittelt, schlägt Isabelle Kempf bspw. Repair AG´s in Schulen vor. Frau Kempf bietet in ihrer Boutique „Umgekrempelt“ neben nachhaltig produzierter Bekleidung, auch Jeansreparaturen an, hat Repairanleitungen für zuhause entwickelt und führt Workshops durch. Auch Frau Aschhoff berichtet, dass sie selbst als Beitrag für Nachhaltigkeit löchrige Socken stopft und kaputte Kleidungsstücke flickt. 

Auf die Frage des Stadtrats Chris Rihm, welche Anregung er von dem Treffen mitnehmen darf, sind sich die Anwesenden einigKlimaschutz muss im Stadtbild sichtbar werden! Trinkwasserbrunnen, Lastenräder, Repaircafes sollten Einzug in die Stadtmitte und Stadtbezirke halten und so niederschwellig für alle präsent und gut nutzbar sein. Wie gut nachhaltige Angebote für Bewohner:innen der nördlichen Stadtteile zu erreichen sind, testen Susanne Aschhoff und ihr Team regelmäßig und berichten einmal im Monat auf ihrem Instagram Kanal in der Reihe „Klimaschutz mit kleinem Geldbeutel“.