Gemeinsame Pressemitteilung: Energie von hier – „Effektiv, klima- und umweltfreundlich“

Tiefengeothermie verstehen: Die gemeinsame Exkursion der Landtagsabgeordneten Dr. Aschhoff und Zimmer zur Geothermie-Anlage der Firma GeoHardt in Bruchsal stößt auf großes Interesse.

Dunkel ziehen die Regenwolken über den Türmen des Großkraftwerks hinweg, als der Reisebus Richtung Bruchsal rollt. Die Stimmung erinnert an eine Klassenfahrt: Heiter, gesprächig und gleichzeitig ein kleines bisschen aufgeregt, was diese Exkursion bereithält. Vielleicht eine Lösung?

„Die Zeit der Kohle ist vorbei“, begrüßen die Grünen Landtagsabgeordneten Elke Zimmer und Dr. Susanne Aschhoff ihre Gäste zur gemeinsamen Besichtigung der Geothermie-Anlage in Bruchsal. „Es ist wichtiger denn je, dass wir uns von fossilen Energieträgern sowohl im Strom- als auch im Wärmebereich unabhängig machen“, betont Dr. Aschhoff. Doch wie sieht die künftige Energieversorgung in Mannheim aus? Die Geothermie ist ein Baustein des künftigen Energie-Mixes für Mannheim. „Die tiefe Erdwärme birgt das Potenzial, hunderttausende Menschen in Mannheim und der Region mit klimafreundlicher, preiswerter und versorgungssicherer Wärme zu versorgen“, ergänzt Zimmer.

Seit zwölf Jahren ist die Geothermie-Anlage in Bruchsal bereits in Betrieb. Der erste Eindruck ist unspektaktulär: Ein paar Rohre, ein Container, eine Halle. Am spannendsten wirkt der kleine Kühlturm, in dem das Wasser wie strömender Regen auf den Boden fällt. „So groß wie ein gewöhnlicher Supermarkt“, beschreibt auch Stefan Ertle, Geschäftsführer des Unternehmens, die Anlage. Umso spannender und eindrucksvoller ist der Einblick in das Verfahren, für den sich die Projektleitenden sehr viel Zeit nehmen.

Früher ein Meer, heute Fernwärme

„Hier, wo wir gerade stehen, war früher ein Ozean“, erklärt der Geowissenschaftler Dr. Thomas Kölbel anschaulich. Übrig geblieben ist ein riesiges Reservoir mit heißem, sehr salzhaltigen Thermalwasser in rund 2.500 Meter Tiefe. Dort endet das Rohr, auf das die 30 Teilnehmenden der Exkursion blicken, in rotem Buntsandstein. Durch das Rohr fließt alle paar Sekunden eine Badewanne voll 126 Grad heißem Wasser. Dieses könne sowohl als Fernwärme, als auch zur Stromgewinnung genutzt werden, erklärt Ertle. Für Mannheim sei jedoch nur Fernwärme aus Geothermie geplant, da diese effizienter sei als eine Verstromung. „Die Geothermie soll die Grundleistung der Fernwärme sichern und etwa 30 Prozent der Wärme aus dem GKM ersetzen“, so Ertle. Der Rest des Energie-Mixes müsse aus anderen erneuerbaren Energiequellen ergänzt werden.

Nach Gewinnung der Energie wird das Wasser mit rund 65 Grad wieder zurück in den Boden geleitet. „Deshalb verursachen wir keine Emissionen. Gleichzeitig ist die Energie unerschöpflich“, erläutert Dr. Kölbel.

Geothermie – eine sichere Energiegewinnung?

Dennoch liegen den Teilnehmenden noch einige Bedenken und Sorgen auf den Herzen: Wie groß sei die Gefahr eines Erdbebens, wie es in Staufen passierte? Die Verfahren seien verschieden, erklärte Dr. Kölbel. Bei den Geothermieprojekten im französischen Vendenheim und bei früheren Arbeiten bei Basel wurde im Unterschied zum Bruchsaler Geothermie-Projekt die sogenannte petrothermale Geothermiemethode angewendet. Bei dieser wird in das Grundgebirge wie Granit oder Gneis hineingebohrt und Wasser mit hohem Druck eingespeist. Dabei sprengt das kalte Wasser das heiße Gestein, heizt sich dabei auf und wird als heißes Wasser wieder an die Oberfläche geleitet und die daraus entstehende Energie genutzt. Bei der in Bruchsal angewendeten hydrothermalen Methode wird kein Gestein gesprengt, sondern heißes Thermalwasser angezapft.

Auch mögliche Risse und Schäden an Gebäuden und Straßen verunsicherte die Teilnehmenden. Tatsächlich liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schadensfall eintritt, in Baden-Württemberg bei weniger als 0,002 Prozent pro Jahr. Die Ursachen lassen sich eingrenzen und durch sorgfältige Qualitätssicherung vermeiden. Das zeigen Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) nun in einer Studie, die in der Zeitschrift Grundwasser erschienen ist. Im Vergleich dazu liege die Wahrscheinlichkeit, an den Folgen der Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke zu sterben, in Deutschland bei 0,003 Prozent pro Jahr.

„Wir beobachten, kontrollieren und evaluieren natürlich sehr genau“, so Dr. Kölbel. „Unsere Geophone sind sehr sensibel und hören sofort, wenn es im Reservoir knackt. Wenn wir hier als Gruppe hochspringen, schlägt es an und warnt mich.“ Seine größte Motivation für seine Arbeit seien seine drei Kinder, sagt er. Denn er wolle ihnen einen lebenswerten Planeten hinterlassen.

Lithiumgewinnung als Nebenprodukt

Das Thermalwasser im Oberrheingraben enthält neben anderen Salzen auch Lithium. In Bruchsal wird dieses in einer Pilotanlage zu Forschungszwecken im Labormaßstab gewonnen. Noch ist nicht absehbar, ob das getestete Verfahren ökonomisch sinnvoll ist. „Wir könnten etwa 800 Tonnen Lithiumsalz gewinnen. Das reicht für rund 20.000 Autobatterien“, so Laura Herrmann über die Untersuchungen zur Lithiumproduktion aus heißem Thermalwasser. Das wäre ein sinnvolles Nebenprodukt und könnte einen Beitrag leisten, die klimaschädliche Produktions- und Transportweise in den bisherigen Produktionsländern einzudämmen.

Politik des Zuhörens: Fortsetzung folgt

„Die Technologie der Tiefengeothermie ist neu für uns in Baden-Württemberg. Deshalb ist es mir besonders wichtig, die Menschen mitzunehmen“, betont Elke Zimmer beim anschließenden Austausch im Grünen Büro. Raymond Fojkar, Grüner OB-Kandidat, ergänzt: „Es gibt viele Menschen, die Bedenken und Sorgen haben. Wir hören ihnen zu und nehmen sie ernst.“ So entstehe eine Politik des Zuhörens und des Verbindens, die ihm und den Abgeordneten am Herzen lägen. Die Exkursion zur Geothermie-Anlage sei nur ein Einstieg in das Thema, betonten die Abgeordneten. Das Interesse und die Nachfrage seien groß: „Wir planen bereits eine Folgeveranstaltung“, so Dr. Aschhoff.